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12.04.2022

Beteiligungsprozess zum Stadtwald abgeschlossen

Eine Weiterentwicklung des Biesenthaler Stadtwaldes zu einem gesunden, wirtschaftlich genutzten Mischwald mit Wasserschutz- und Naturschutzelementen – das war eine der zentralen Empfehlungen, welche der Bürger:innenrat sowie lokale Interessensgruppen im Laufe des wissenschaftlich informierten Beteiligungsprozesses in Zusammenarbeit mit der Stadt erarbeitet hatten. Am 19. März trafen sich diese Prozessakteure nun mit der Stadtverordnetenversammlung (SVV), den Sachkundigen Einwohnerinnen und Einwohnern sowie der Amtsverwaltung zum Gemeindegipfel in der Grundschulmensa. Mit Blick auf die baldige Entscheidung der SVV zu einem zukünftigen Stadtwaldkonzept war dabei das Ziel, die erarbeiteten alternativen Zukunftspfade für den Stadtwald und die dazugehörigen Vor- und Nachteile zu präsentieren und sie mit den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der Stadt zu diskutierten. Gekonnt und souverän moderiert wurde diese Abschlussveranstaltung des einjährigen Verständigungs- und Beratungsprozesses von Pfarrer Brust aus Biesenthal.

Foto: MCC

Nachdem der Bürger:innenrat zentrale Prozessergebnisse, die auch im Abschlussbericht unter www.civilog.de/waldbrandenburg/prozess zu finden sind, vorgestellt hatte, gab es Raum für Verständnisrückfragen und eine ausführliche Diskussion zwischen Ratsmitgliedern, den Interessensgruppen und Stadtverordneten. Schwerpunktthemen waren unter anderem der Wunsch der Ratsmitglieder nach intensiverer und transparenterer Kommunikation seitens der Stadt; die komplexe und im Abschlussbericht stark thematisierte Frage nach der Finanzierbarkeit eines Waldumbaus hin zum Mischwald; sowie mögliche neue Einrichtungen im Wald wie etwa ein Bestattungswald. Der Bürger:innenrat betonte nochmals den starken Wunsch – eventuell gar in Form eines „Generationenvertrags“ – nach langfristigem Erhalt und Stabilisierung des Waldes, der zwar wirtschaftlich genutzt werden soll, aber auch gleichwertige andere Funktionen erfüllen soll, wie etwa Wasserschutz und Naturschutz.

Die Stadt versprach, in den kommenden Monaten auf die erarbeiteten Argumente zu den Stadtwald-Optionen ausführlich und transparent einzugehen und die SVV-Entscheidung somit auf den Prozessergebnissen zu gründen. Idealerweise soll noch vor den Sommerferien ein weiterer Austausch hierzu zwischen SVV und Prozessakteuren stattfinden. Auch für die Umsetzungsphase des neuen Waldkonzepts soll es weiter Informations- und Rücksprachemöglichkeiten für die Bevölkerung geben – z.B. wenn es zur konkreten Ausarbeitung der neuen Jagdpachtverträge kommt. Es soll sogar ein neuer, formaler Beirat für die SVV eingerichtet werden zur Stadtwaldthematik. Auch wurde als zukünftige öffentliche Ansprechperson für Stadtwaldangelegenheiten Frau Hannaske von der Amtsverwaltung eingesetzt. Sie ist unter Email hannaske@amt-biesenthal-barnim.de oder Tel.: 03337/4599-10 zu erreichen und wird auch für einen vereinbarungsgemäßen Entscheidungs- und Umsetzungsprozess des Waldkonzepts seitens der Stadt gleichsam als „Ombudsperson“ des Bürger:innenrats sorgen. Die versprochene, für die gesamte Stadt öffentliche jährliche Waldbegehung soll erstmals voraussichtlich am 30. April 2022 stattfinden und ebenfalls eine Informations- und Rücksprachemöglichkeit bieten. Ferner wurde ein weiterer, öffentlicher Infoabend zu Windkraft in Aussicht gestellt.

Die Verantwortung liegt bei der SVV, die versprochenen Schritte in der Entscheidungs- und Umsetzungsphase umzusetzen – und umgekehrt bei allen Biesenthalerinnen und Biesenthalern, sich weiter aktiv einzubringen, was Informationen, Diskussionen und Mitbestimmung, aber auch Überprüfung der Handlungen der Stadt anbelangt bezüglich der vereinbarten Dinge (z.B. bezüglich der Ratsempfehlung, jährlich mindestens 12 ha Waldverjüngungsfläche ausschließlich für Laubbäume auszuweisen, um langfristig einen Mischwald erreichen zu können).

Über den formellen, neuen SVV-Beirat hinaus wollen sich Ratsmitglieder auch weiterhin engagieren zum Stadtwald und zur intensiveren Kommunikation zwischen Stadt und Bevölkerung hierzu beitragen. Auch eine regelmäßige Kolumne im Amtsblatt ist angedacht sowie die Ermutigung von ehrenamtlichem Engagement rund um den Stadtwald. Am 15. Mai präsentiert sich der von der DBU geförderte Beteiligungsprozess auf dem Biesenthaler Regionalmarkt.

Die im Prozess erfolgreich praktizierte respektvolle und wohlinformierte Verständigung kann vielleicht auch zukünftig zu wechselseitigem Lernen und einer besseren Entscheidungsgrundlage für die SVV führen – und dabei auch die Möglichkeit schaffen, „in Biesenthal ein bißchen zusammenzurücken“, wie es ein Ratsmitglied formulierte.