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10.10.07

Dem Ende entgegen – die letzten 220 m sind in Arbeit

Sanierung Bahnhofstraße Biesenthal (12)

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Am Dienstag, den 9. Oktober 2007, früh, ziemlich genau halb Neun wurde der letzte Stein des Fahrbahnpflasters östlich der Bahnschienen der Berlin – Stralsunder / Stettiner Eisenbahnstrecke am Bahnübergang neben dem Bahnhof Biesenthal aus seinem Bett gerissen. Der Berichterstatter kam zu spät, es zu fotografisch zu dokumentieren, sah noch den Steine abfahrenden Lkw in der Ferne davon fahren und konnte wenig später nur noch den durch und durch aufgewühlten Untergrund, der eine Viertelstunde vorher noch das Pflaster getragen hatte, „auf die Platte bannen“ (Bild 12-1). Der Trost: die wirklich allerletzten Pflastersteine des Straßenzuges Bahnhofstraße vom östlichen Ortseingang bis zur B 2 liegen in der kleinen Trompete des Weges zu Wilke – Futtermühlen und zu MÄRKA. Ihre Entfernung und damit das absolute Ende des ca. hundertjährigen Pflasterdecken-Stadiums im Leben der alten Ost-West-Fernweg-/Fernstraßen-Verbindung durch Biesenthal kann morgen, am 11.10.2007 doch noch festgehalten werden.

Und die Arbeiten für das kommende Aspaltdecken-Stadium auch auf den letzten 220 Metern am Ostende der Bahnhofstraße folgen dem Abbau wieder mit Hochdruck auf dem Fuße: dort, wo gestern früh am Bahnübergang die letzten Steine entfernt wurden, wurden heute Mittag (Mittwoch, 10.10.07) die letzten Schaufeln Erdreich der Auskofferung des Straßenbettes ausgehoben und verladen (Bild 12-2). Der dazu eingeteilte Lkw war nicht leer gekommen, sondern hatte Betonrecycling für die Frostschutz-Unterschicht mitgebracht (Bild 12-3).

Nachdem gestern schon ein wegen seiner Verlegeart nicht durch ein Warnband angezeigtes und dazu noch außerordentlich flach liegendes Telefonkabel ärgerliche Schwierigkeiten gemacht hatte, verzögerte sich heute Vormittag stellenweise die Auskofferung wegen weiter zu erwartender Kabel durch vorsichtige „Millimeterarbeit“. Und tatsächlich kam ein nur 40 cm unter Geländeoberfläche liegendes und auf reichlich 5 m mit seiner Richtung aus der Spur geratenes dickes Kabel zum Vorschein. In diesem Bereich musste Mario Schilling seine Schalthebel und die Maschine verlassen und wie früher zur Handschippe greifen (Bild 12-4).

Nachdem am frühen Nachmittag noch die Trompete zum Melchower Weg ausgekoffert worden war wurden noch zwei große Ladungen Recycling für die Frostshutzschicht angeliefert. Und so saßen am Abend (nach 18 Uhr!) der Bauleiter Ulf Wittstock und „seine rechte Hand“, Mario Schilling (die beiden heute einzigen Verbliebenen der Strabag-Erdbau-Mannschaft!) selbst auf den Maschinen und verteilten und walzten das letzte Frostschutzmaterial bis an den Bahnübergang (Bild 12-5, 12-6).

So können beide noch in dieser Woche die Schnüre für Fluchten und Höhen einmessen und spannen, die für das Nadelöhr im Bauablauf, das Setzen der Bordsteine (Firma Brodmann, Biesenthal), unerlässlich sind. Diese Schnüre werden in einem Stadium des Bauablaufs gesetzt, in dem die Baustelle noch einen sehr rohen Eindruck macht (Bild 12-8, aus früherem Bauabschnitt). Und trotzdem entscheiden sie indirekt, durch ihre Bestimmung des Oberkantenverlaufs der Bordsteine, schon in diesem frühen Stadium über das richtige Auf und Ab der Schottertragschicht und der Asphaltschichten zwischen den Regenwassereinläufen der fertigen Straße, landläufig „Gullys“ genannt und damit über die einwandfreie Entwässerung der Straßenoberfläche bei Starkregen. Ihre richtige Einmessung ist also eine der Künste des Straßenbaues und seiner Ingenieure und ihrer Helfer.

Deren Künste haben aber zur Voraussetzung, dass Vertreter einer Berufsgruppe, von der man höchstens beim Start und am Ende der Bauarbeiten einen Chef zu Gesicht bekommt ihre beruflichen Künste beherrschen: die Ingenieure und Mitarbeiter des Planungsbüros. Sie berechnen (und zeichnen) nämlich fast alle Einzelheiten der „Konstruktion“ und des Höhen- und Richtungsverlaufes der Straße, die von den nachfolgenden Gewerken umgesetzt werden, vorher „am Schreibtisch“. Heute erledigen natürlich einen großen Teil dieser Arbeit der Computer und die von ihm gesteuerten Zeichengeräte. Aber wehe, wenn sich dabei ein Zahlendreher einschleicht oder eine Kommastelle verrutscht. Da hilft nur: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Die Künste all der vorher genannten nutzen jedoch letztlich nichts, wenn die, die Bauarbeiten tatsächlich ausführen, mit Maschinen oder mit Muskelkraft, nicht auch Künstler ihres Faches sind.

Die Erdbauer berichteten heute anerkennend und begeistert vom fürsorglichen und freundlichen Verhalten der Anwohner eines Grundstück auf der Südseite der Bahnhofstraße jenseits der Bahn. Sie hatten sie gestern zu einem zünftigen Frühstück auf der Terrasse eingeladen. Eine Ursache dafür dürfte die wirklich bemerkenswerte Kooperativität der Strabag-Erdbauer und ihres Bauleiters hinsichtlich der Linderung der Beschwernisse für die Anwohner sein. So hatte jedes Grundstück wieder seine Rampe, um auch während der hier relativ kurzen Phase des ausgekofferten Bettes jederzeit vom Grundstück fahren zu können. Und auch die manchmal zahlreichen illegalen „Transitreisenden“ wurden ohne Zetern „verkraftet“.

Wieder stehen die Arbeiten an den „Nebenanlagen“ zur Straße im Bericht „in der zweiten Reihe“. Dabei waren und sind bei ihnen gerade in dieser und der vergangenen Woche deutliche Fortschritte zu erkennen:

  • Seit einer Woche (seit dem Abend von Dienstag dem 2. Oktober) hat Firma Ihlow (Biesenthal) alle Laternen am Promenadenweg (Südseite der Bahnhofstraße) von der Aldi-Zufahrt am Bahnhof bis zum Melchower Weg am W-Ende der Sanierungsstrecke zum Strahlen gebracht. Von hier bis zur Steinstraße, d.h. etwa auf der Hälfte der Strecke sind auch auf der N-Seite der Straße schon die meisten Masten gesetzt und einige Laternen aufgesteckt.
  • Die Hilfstruppen der Firma Brodmann haben in zeitweisen Intensivaktionen die Fußweg-„besteinung“ bis zur Einmündung Kiefernallee vollständig fertiggestellt. Die Pflasterung des daneben bis zu den Grundstücksgrenzen verbleibenden Streifens mit Kleinsteinen geht allerdings langsamer voran. Davon hängt aber das Aufstecken weiterer Laternen ab.
  • Der größte Teil der Parktaschen auf der Südseite der Straße zwischen Melchower Feld im Westen und der Steinstraße in der Mitte ist jetzt gepflastert und auch zwischen Steinstraße und Schubertstraße wird an einzelnen Parktaschen gearbeitet.
  • Intensiv wurde heute an den langen Grundstückszufahrten auf der Südseite der Straße mit den zahlreichen Arbeitsgängen: Auskoffern, Recycling-und Kiesbett schütten und verdichten, Begrenzungssteine in Betonbett setzen, Pflaster packen bekiesen und einrütteln an den verschiedensten Stellen zwischen Parkstraße und Steinstraße und teilweise auch bis zur Schubertsraße durch Firma Brodmann mit Subunternehmen gearbeitet. Sicher gehen den betroffenen Anwohnern diese Arbeiten oft nicht konsequent und zügig genug voran. Die Gründe dafür lassen sich aber von Außen z.T. schwer beurteilen, weil vermeidbare subjektive und technologisch bedingte objektive Ursachen in einander greifen.
  • Auch die Endfertigung des Streifens zwischen Fußweg und der Bordsteinkante auf der N-Seite der Straße zwischen Melchower Feld und Steinstraße macht Fortschritte: am W-Ende ist schon seit Ende voriger Woche (40. KW) Mutterboden aufgebracht und Grassaat mit einer charakteristische Furchen erzeugenden Maschine gestreut (Bild 12-9). Die Auskofferung dieses Streifens als Vorbereitung für den Mutterbodenauftrag erreichte heute die Ahornallee.
  • Heute wurde auch der erste Schritt für das zukünftige Wiederentstehen des Alleencharakters der Bahnhofstraße getan: Herr Otte vom Auftraggeber Landesbetrieb für Straßenbau und Herr Berg von Firma Brodmann markierten im 13 m-Abstand mit orangefarbener Sprühfarbe die Lage der Pflanzgruben für die Linden (Bild 12-10), die so schnell wie möglich in den Boden sollen, aber wohl nur im Ost-und Westabschnitt der Straße. Denn zwischen Stein- und Schubertstraße wird ja sicher noch volle Baufreiheit für alle Arbeitsgänge am Fußweg und seinen Begleitstreifen gebraucht.

Text und Bild: J.Wasternack (für die Ortschronik)