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15.10.08

Drei Viertel der Straße haben ein neues Gesicht – noch ungeschminkt

Sanierung Ruhlsdorfer Straße – Herbst 2008 (2)

So, wie menschliche Gesichter auch durch tiefe Furchen und Runzeln Ausdrucksstärke bekommen, haben alte märkische Straßen sie durch ihr Kopfsteinpflaster. Aber Straßen sind keine Porträts oder Ausstellungsstücke, sondern Gebrauchs­gegen­stände, die einen bequemen Gebrauch ermöglichen sollen.

Daher hat sich der Schönheitschirurg mit Namen EUROVIA GmbH der Ruhlsdorfer Straße in Biesenthal angenommen und ihr vom 23. Sept. bis 11. Okt. die Grundzüge eines neuen Gesichtes verschafft. Vom 23. bis 30.09. wurde die Pflastersteindecke aufgenommen. Am 30.09., gegen Viertel vor neun am Morgen begann die Arbeit an dem in Bitumen verlegten letzten Pflaster-Meter (Bild 1) und zehn nach neun wurden die letzten Steine aufgegriffen (Bild 2) und verladen. – Unter der Einwirkung von roher Maschinengewalt war hier ein Zeitalter ganz prosaisch zu Ende gegangen.

Bild 1
Bild 2

Zeit ist Geld, und so begannen am gleichen Tage (30.09.) die Arbeiten am Erdplanum. Im Gegensatz zur „Konstruktion“ der Bahnhofstraße wird in der Ruhlsdorfer Straße die ebene Unterlage für die Asphaltschichten nicht durch eine Betonrecycling-Schotterschicht geschaffen, deren ebene Oberfläche durch maschinelles Einbringen garantiert wäre. Diese Schicht und damit ein arbeits- und zeitaufwändiger Arbeitsgang wird eingespart. Ihre Tragfunktion wird durch eine größere Dicke der maschinell aufgebrachten Asphalt-Tragschicht erreicht. Die ebene Unterlage für diese Asphaltschicht muss bei dieser Variante des Aufbaues des Straßenkörpers durch sorgfältigstes Arbeiten mit dem Schaufellader bei der Herstellung des Erdplanums geschaffen werden (Bild 3). Mit ihm muss die notwendige ebene Fläche geschaffen werden. Diese Fläche muss auch schon die minimale seitliche Neigung haben, die dann auf der Asphaltoberfläche für das Abfließen des Wassers sorgt. Die Arbeit des Schaufellader-Fahrers ist also Filigran-Arbeit mit grobem Gerät. Sie wird ihm erleichtert durch die entlang der gesamten Baustrecke gespannten Schnüre. Ihre Richtung und ihre Höhe ist vom Vermesser kontrolliert. Ein Laserstrahl-Gerät erleichtert die ständige Höhenkontrolle durch einen zweiten Mann.

Am 08.10., also nach sechs Arbeitstagen mit einer Sonnabendschicht waren diese Erdarbeiten beendet.

Am 09.10. begann die Asphaltiermannschaft als eingespieltes Team (früher sagte man „Brigade“ dazu): drei Mann auf dem Herzstück, der Asphaltiermaschine, dem sog. „Fertiger“, dazu zwei Walzenfahrer, der Polier und noch ein Mann für Verschiedenes. Das Bitumen-Splitt-Gemisch der Asphalttragschicht wurde in zwei Lagen von zusammen 26 cm Stärke, jeweils in einem Zug in der vollen Breite von 6,00 m aufgebracht. Am 10.10. zu Schichtende war der Anschluss an die vorhandene Straßendecke vor dem Ärztehaus am stadtseitigen Beginn der Ruhlsdorfer Straße erreicht. Die Maschinen waren schon beiseite gefahren als der Berichterstatter nach mehreren Tagen erzwungener Abwesenheit „nachsehen“ wollte. Er konnte nur noch das Ergebnis von zwei Tagen Arbeit dokumentieren (Bild 4). Aber für den nächsten Tag blieb noch das Aufbringen der Binderschicht (5 cm) für das Einfangen von ein paar photographischen Dokumenten.

Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6

An dem musterhaften Herbstsonnentag des 11.10.2008 sind Viertel vor zehn ca. 100 m Binderschicht aufgebracht, als bis zum Eintreffen des nächsten Kippers mit „Futter“ eine kleine Unterbrechung des sonst immer gleichmäßigen Arbeitsflusses entsteht (Bild 5). Sie wird aber auch genutzt, um entscheidende Maschinenflächen am Fertiger durch Einsprühen gegen Verbacken mit Asphalt zu schützen. Unabhängig vom Stillstand des Fertigers ziehen aber die beiden Walzen auf der schon ausgebrachten Binderschicht immer wieder vor und zurück ihre Bahnen. Nach dem „Andocken“ des nächsten Kippers kann es weitergehen. Die Bilder 6 und 7 untermalen die Devise „Automatisierung ist gut, Kontrolle ist trotzdem notwendig“. Und das gilt für beide Seiten der Maschine.

Bild 7
Bild 8
Bild 9

Drei Stunden später. Die Karawane mit dem „Fertiger“ und den zwei Walzen ist am stadtseitigen Ende „der Ruhlsdorfer“ vor dem Ärztehaus angekommen. Der Fertiger kann konstruktionsbedingt nicht bis an den vorhandenen Asphalt ranarbeiten. Er schüttet den Rest der Asphaltmasse ab, hebt als untrügliches Zeichen des Arbeitsendes der Maschine die seitlichen Führungsbleche für den Asphaltauftrag (Bild 8) und fährt auf die Geräte-Abstellfläche. Zwei der Mannschaft verteilen den abgeschütteten Rest auf die verbliebenen 1,5 m der Straße (Bild 9). Aber für einen halben Quadratmeter reicht die Masse nicht mehr. Fünf Schaufeln müssen noch aus dem großen Topf geholt werden, dann ist es geschafft . Die Walze kann kommen. Fünf Minuten später ist auch das erledigt (Bild 10). Schnell setzt große Betriebsamkeit wegen der vielen Handgriffe ein, die für die Vorbereitung des Fertigers für seinen Tieflader-Abtransport über das Wochenende noch notwendig sind. Und Samstag in der vierzehnten Stunde zieht natürlich das Wochenende. Sicher haben alle auch noch einen langen Weg nach Hause. Aber die Maschinenbesatzung des Fertigers hat dennoch Zeit für ein Erinnerungsfoto (Bild 11).

Bild 10

Fotogalerie

Bild 11
Bild 12

630 m Trag- und Binderschicht der Asphaltdecke „der Ruhlsdorfer“ sind am Samstag, dem 11.10.2008, 15 Arbeitstage (einschl. Sonnabendschichten) nach Beginn der Arbeiten am 23.09 aufgebracht. – Die Grundzüge des neuen Gesichtes des letzten Abschnittes der sechseinhalb Kilometer kopfsteingepflasterter Durchgangsstraßen von Biesenthal sind schon zu erkennen. Weil Asphalt immer schwarz ist, egal, ob er eine Trag-, Binder- oder Deckschicht bildet, waren diese Züge auch schon gestern zu erkennen (Bild 4).

Die noch fehlenden 3 cm Deckschicht werden erst in einigen Wochen aufgebracht, wenn die Gesamtstrecke dafür bereit ist.

Heute, am Montag, den 13.10. begannen die vielen weniger spektakulären Arbeiten, die für die Gesamtsanierung notwendig sind. Z.B. wurden heute alle Bordsteine, die die Straße bisher auf der Ostseite begrenzten, entfernt und in zahlreichen Stapeln wie dem auf Bild 12 zum Abtransport bereit gelegt. Auch wurde begonnen, die Holz-Lampenmaste abzubauen. In wenigen Tagen gehen die Arbeiten am Straßenkörper der restlichen 205 Straßen-Meter dieser Baustelle mit dem Abfräsen des alten Asphaltbelages auf den Pflastersteinen weiter

Text und Fotos J. Wasternack