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20.12.2008

Sanierung Ruhlsdorfer Straße - Herbst 2008 (3)

Hundert Jahre Kopfsteinpflaster auf der Biesenthaler Achse sind endgültig vorbei

Eine bilderreiche Nachlese

Wie auf dem Festakt zur 750-Jahrfeier versprochen, wurden drei Tage vor Nikolaus, am Mittwoch dem 3. Dezember 2008, die reichlich achthundert Meter sanierte Ruhlsdorfer Straße zwischen Lanker Str. und Parkplatz Strandbad Wukensee dem Verkehr übergeben. Damit ist das letzte Stück Kopfsteinpflaster von den Durchgangsstraßen Biesenthals verschwunden. Begonnen hatte diese Form der Verbesserung der Lebensbedingungen erst nach der Wende im Jahre 1995 mit der Sanierung des innerstädtischen Abschnittes der L294 von der unteren Breitestr. über den Stadtberg etwa bis Penny. In 13 Bauabschnitten, deren Realisierung sich über 13 Jahre verteilte, wurden dann die drei Biesenthal durchziehenden Durchgangsstraßen (B2, L29 und L294) grundhaft und in zwei zur Stadt peripheren Abschnitten in der Decke saniert. Dazu gehörte auch der grundhafte Ausbau des Knotens B2/L294/Danewitzer Weg vor nunmehr schon fünf (!) Jahren. Auf mehreren Kilometer Länge ging den Straßenbauarbeiten in der Stadt erst noch die Verlegung der Abwasserleitung und eines Regenwasserkanals voraus. Das alles ist nun Vergangenheit.

Über den Beginn der Arbeiten am letzten dieser 13 Abschnitte, der Ruhlsdorfer Straße und über ihren Fortgang bis Mitte Oktober wurde, auch mit ein paar Bildern, hier in „Aktuelles“ unter dem Datum 26.09.08 und 15.10.08 berichtet.

Und wie ging es seitdem weiter?

Nachdem am Samstag den 11.10.2008 die drei tragenden Asphaltschichten im Abschnitt des ehemaligen Pflasters bis zum Ärztehaus eingebaut waren, begannen am 13.10. die Arbeiten neben der Fahrbahn: ab Ende Eulenberg stadtauswärts wurden die alten Gehwegplatten entfernt (Bild 1). – Im tief liegenden Teil der Straße, etwa ab Höhe Einmündung Fontanepromenade wurden die sog. Rigole-Rohre neben der Fahrbahn verlegt. Durch sie hindurch können von der Straße ablaufende normale Regenwassermengen versickern, wogegen Wasserüberangebot bei Wolkenbrüchen Richtung Finowtal in ihnen abgeleitet wird. – Die Holzmasten für Freileitung und Straßenbeleuchtung (Bild 2 zur Erinnerung an das durch sie geprägte Straßenbild) wurden entfernt, ebenso die alten Bordsteine soweit sie nicht in der neuen Straße weiter gebraucht wurden. – Am stadtseitigen Ende der Straße begann Firma Ihlow mit dem maschinellen Ausheben des Kabelgrabens für das Kabel der Straßenbeleuchtung (Bild 3). – Am 16.10. begannen dann die Arbeiten an den etwa 200 Metern der alten Asphalt-Fahrbahn bis zum Ende der Sanierungsstrecke kurz vor dem Parkplatz des Strandbades: die Asphaltdecke wurde abgefräst (leider keine Aufnahmen) und das alte Packlager schimmerte durch die so entstandene Fläche (Bild 4). Dieses alte Zeugnis des Landstraßenbaues („Chaussierung“) in unserer Gegend (Bild 5) wurde in den folgenden Tagen Meter um Meter entfernt und in der Folgezeit auch hier das Planum für die neue vierlagige Asphaltdecke durch Abtragen und Einebnen hergestellt. – Zur gleichen Zeit war durch eine 2-Mann-Gruppe, die nicht aufgenommen werden wollte, die Anfertigung der Grundstückszufahrten und ihre Befestigung mit Betonformsteinen im Gange (Bild 6).

Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Bild 5
Bild 6

Dann konnte der Berichterstatter erst am 4.11. wieder vor Ort sein. An diesem Tage wurde gerade auf dem oberen Straßenabschnitt neben dem Sportplatz Eulenberg das sog. „Bankett“ angeschüttet und verdichtet (Bild 7, 8). In den 15 Tagen seiner Abwesenheit war die ehemalige asphaltierte Landstraße bis kurz vor dem Parkplatz Strandbad Wukensee vollständig abgetragen worden.

Dabei wurden die vor hundert Jahren in Schwerstarbeit von Hand gepackten Feldsteine des Packlagers dieser ehemaligen Chaussee plötzlich zu bloßem Rohmaterial, das aufgeladen, abtransportiert und in einer Brecheranlage zu Splitt gemacht wurde. Der Baggerfahrer, der die alte Straße abtrug, kannte die alte Bauweise und spürte auch mit seinem groben Gerät noch die Spannung, unter der das Packlager unter dem alten Asphalt stand. Vielleicht hat er sich beim Aufnehmen der Steine auch so seine Gedanken über diese Veränderungen gemacht.

In diesen 15 Tagen waren außerdem die unteren drei Asphaltschichten der neuen Straße eingebracht worden. – Die Herstellung des Planums für die Neuanfertigung des Gehwegs und der Beginn seiner Neuanlage nördlich (unterhalb) des Eulenberges waren in vollem Gange (Bild 9, 10). – Neben anderen Arbeiten, die nicht mehr alle einzeln dokumentiert wurden, erfolgte in der zweiten Novemberhälfte auch das Setzen von 27 neuen Laternenmasten (Bild 10a) durch Firma Ihlow.

Bild 7
Bild 8
Bild 9
Bild 10
Bild 10a
Bild 11

Am 28.11.2008 wurde noch einmal eine Asphaltiermannschaft mit ihrem „Monster“, dem „Schwarzdeckenfertiger“ aktiv und brachte zwischen ca. 8.00 und 13.11 Uhr auf den gesamten 850 Metern Sanierungsstrecke die Deckschicht auf (Bilder 11, 12). An diesem Tag, um 13.11 Uhr hob sich am stadtseitigen Ende der Sanierungsstrecke, an der Grenze zum vorhandenen Asphalt vor dem Ärztehaus das Gerät die sog. „Verbreiterung“, das Teil des Schwarzdeckenfertigers, das Dicke und Breite der im jeweiligen Arbeitsgang aufgebrachten Asphaltmasse bestimmt. Die mit angehobenen Begrenzungsflügel der „Verbreiterung“ zeigen diesen Zustand und damit das Ende der Arbeit der monströsen Maschine an (Bild 13). Der offen gebliebene Meter wurde von Hand gefüllt (Bild 14). Als 13.20 Uhr die Walzen auch dieses Anschlussstück zur Verdichtung überrollten (Bild 15), war unter dem sicher auch mit Zufriedenheit verbundenen kritischen Blick des Leiters der Straßenmeisterei Biesenthal, Herrn Marek Breternitz und seines Mitarbeiters Detlef Matzke (Bild 16) die wichtigste Arbeit bei der Sanierung der Ruhlsdorfer Straße beendet worden.

Bild 12
Bild 13
Bild 14
Bild 15
Bild 16
Bild 17

Die Ruhlsdorfer Straße war vom 19. in das 21. Jahrhundert gewechselt.

Und nachdem auch noch zwei Trompeten an einmündenden Wegen ihre Deckschicht erhalten hatten, war die ganze Mannschaft zu einem Fototermin bereit (Bild 17). Auch der Polier von Eurovia, Thomas Schwandt und sein Vorarbeiter Patrick Eichmann, die beide die Arbeiten seit dem ersten „Spatenstich“ am 23. September unauffällig gelenkt und „im Griff gehabt“ hatten und auch mal mit zupackten, stellten sich dem Objektiv des Berichterstatters (Bild 18). Der dankt ihnen hier für ihre Hinweise und die freundschaftliche Duldung auf der Baustelle vom Beginn der Arbeiten an.

Bild 18
Bild 19
Bild 20

Aber bis zum vorgesehenen Tag der Übergabe am Nikolaustag mussten noch zahlreiche Arbeiten beendet werden. Auf der Ostseite der Straße (Finowtalseite) wurde ein flacher „Straßengraben“ für die Regenwasseraufnahme ausgehoben. Damit er in den Gefällestrecken der Straße Richtung Norden (stadtauswärts) bei Starkregen nicht ausgespült wird und das Wasser nicht davon fließt, erhielt er stellenweise kleine Rückhalteriegel (Bild 19). Sie mögen lange halten. – Als Grundlage für die natürliche Verfestigung der Bankettstreifen neben der Fahrbahn wurde streckenweise Mutterboden aufgetragen und Gras eingesäht. (Bild 20). – Der gleiche Vermessungsingenieur, der schon zu Beginn der Arbeiten den Verlauf der zu bauenden Straße abgesteckt und eingemessen hatte, maß nun in kleinsten Intervallen, mit dem Verlauf der beiden Ränder der neuen Fahrbahn das fertige Produkt ein (Bild 21). Neueste Technik ermöglicht diese Arbeit im Ein-Mann-Betrieb. Der „zweite Mann“ war ein kleines, selbst schwenkender Theodolit auf einem Stativ. Er stand in ständigem elektronischen Kontakt mit dem „Messstab“ des Vermessers. Beide waren auf einander programmiert und er richtete sich ständig auf ihn aus und berechnete und registrierte sofort jede Position des Vermessers. – Firma Ihlow setzte am 1. Dezember die Lampenköpfe auf die Masten (Bild 22). – Bei der Demontage der vereinzelt noch stehenden alten Peitschenmaste widersetzte sich besonders einer trotz kraftvoller Eurovia-Technik (Bild 23). Im Gegensatz zu heutzutage waren diese Masten fast eineinhalb Meter tief gesetzt. – Bis 3. Dezember vormittags, dem neu festgesetzten Einweihungstag, fanden noch die letzten Verschönerungsarbeiten statt (Bild 24). Auch die Baustellenberäumung gehörte dazu und die Befreiung der Bäume von ihren Schutzlatten. Nur die beiden weißen Bänder der randlichen Fahrbahnmarkierung konnten wegen des Schneeregenwetters der letzten beiden Tage nicht mehr gezogen werden. Das geschah dann wirklich erst am Nikolaus-Samstag.

Bild 21
Bild 22
Bild 23
Bild 24
Bild 25

Fotogalerie

Im Scheinwerferlicht schon vorbei fahren wollender Autos sanktionierten am Abend des 3. Dezember in einem gerade zu Ende gehenden Schneetreiben Minister Dellmann (Minister für Infrastruktur und Raumordnung), der Leiter der Straßenmeisterei des Landesbetriebes für Straßenwesen Marek Breternitz, der stellvertr. Amtsdirektor des Amtes Biesenthal Barnim, Herr Schönfeld, und der Bürgermeister der Stadt Biesenthal, Herr Andre Stahl, die in der Realität durch das Entfernen der bisherigen Sperrbaken am Ärztehaus schon vollzogene Freigabe der Straße. Sie zerschnitten das traditionelle Sperrband in Anwesenheit von „Offiziellen“ der Stadt, vor allem aber auch zahlreicher Biesenthaler samt Anwohnern der Ruhlsdorfer Straße. Einer von ihnen (er wohnt schon sein ganzes Leben lang in dieser Straße) hob ausdrücklich das verständnisvolle Verhältnis zwischen ihnen und den Beteiligten der Baufirma hervor. Das war in den kurzen Ansprachen (Bild 25) untergegangen. Aus diesen sei nur die vorsichtige Andeutung des Ministers erwähnt, dass die ebenfalls notwendige Sanierung der Fortsetzung dieser Straße bis Sophienstädt in den kommenden Jahren hoffentlich Stück für Stück vollzogen werden könne. Die MOZ berichtete mit einem eindrucksvollen Bild am 4. Dezember darüber.

Auf Einladung von Stadt und Straßenmeisterei fanden sich anschließend alle Anwesenden, Offizielle, Anwohner und „sonstige Biesenthaler“ zu Wildschweinbraten und Glühwein in einem Zelt vor dem Wukenseerestaurant zusammen. Die Biesenthaler Jagdgemeinschaft hatte das Tier erlegt und einer aus ihrer Mitte hatte es köstlich zubereitet.

Text und Fotos J. Wasternack