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31.5.07

Im Schatten der Sanierung Bahnhofstraße

Fortsetzung der Rekonstruktion der Grünstraße im innerstädtischen Sanierungsgebiet Biesenthal

Am 10.04.2007, dem Tag des Beginns der Bauarbeiten in der Bahnhofstraße wurde auch in der Grünstraße nach mehr als acht Monaten wieder mit den Arbeiten begonnen. Parallel zu den Arbeiten in der Bahnhofstraße wird hier jetzt der restliche Teil der Grünstraße vom Kleinen Markt bis zur August-Bebel-Straße grundlegend saniert. Die Sanierung der gesamten Grünstraße, die zum amtlich festgelegten innerstädtischen Sanierungsgebiet der Stadt Biesenthal gehört, erfolgt in drei Phasen:

Die erste Bauphase begann am 12.09.2005 am westlichen Ende der Grünstraße an ihrer Einmündung in die Breite Straße (Bild 1). Die Arbeiten dieser Phase umfassten den Abschnitt bis hoch zur Ecke Berliner Straße sowie die Kurze Straße. Mit einbezogen war die Pflasterung des „städtischen Pumpenplatzes“.

Bild 1
Bild 2

Am Anfang wurden die Ruinenreste der „Flora“, einem ehemaligen Hotel mit einer beliebten Ausflugsgaststätte, mit schwerer Technik entfernt. Die Fläche war anschließend Abstellplatz für die Baumaschinen. Lagerplatz für die Baumaterialien wurde das Grundstück Grünstraße 28.

Vier Tage später, am 16.09.2005, begannen die Bauarbeiter mit dem Aufreißen des alten Pflasters der Kurzen Straße. Hier waren die neuen Konturen schon am 18.10.2005 zu erkennen (Bild 2), am 10.11.2005 war dieses Gebiet, (Grünstraße / Ecke Breite Straße und die Kurze Straße) fast fertig gestellt und am 17.11.2005 war das Ende aller Arbeiten bis zur Berliner Straße schon abzusehen. Die Bauabnahme erfolgte am 22.12.2005. Welche Geschicklichkeit die Kraftfahrer bei der Kiesanlieferung mit den Groß-LKW in der engen Straße aufbringen mussten, zeigt Bild 3.

Bild 3
Bild 4

Die feierliche Übergabe mit anschließendem Imbiss-Gulasch und Glühwein erfolgte am 06.01.2006 im Beisein des Amtsdirektors Herrn Ulrich Kühne, des Bürgermeisters Herrn Thomas Kuther, von Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung, einiger Vertreter und Mitarbeiter der bauausführenden Firma „Märkisch Grün GmbH“ sowie unter Teilnahme der Anwohner der Grünstraße (Bild 4). Die Kosten der ersten Bauphase beliefen sich auf 275 000 Euro.

Die zweite Bauphase begann vor einem Jahr am 02.05.2006 mit dem Streckenabschnitt Berliner Straße – vorbei an der Apothekergasse (Bild 5) bis zur Einmündung der Straße „Am Markt“ auch „Kleiner Markt“ genannt. Dieser wurde am 06.06.2006 bis hin zu seiner Einmündung in die Grünstraße aufgerissen. An dieser Stelle stießen die Bauarbeiter auf einen bisher unbekannten Brunnen von sieben Meter Tiefe, der freigelegt, abgesichert und neu hochgemauert wurde. Noch ist er von einem Schutzgitter umgeben. Es ist ein noch gut erhaltener Ziegelbrunnen ca. aus der Zeit 1830 bis 1840. In diesem Zeitraum waren mehrere Brunnen um das gesamte Marktgelände errichtet worden. Die Neupflasterung des Fahrdammes der Grünstraße von der Berliner Straße aus erfolgte noch bis zum Hause Grünstraße 12 sowie im „Kleinen Markt“ und um den Brunnen, welcher inselartig umpflastert wurde (Bild 6). Danach erfolgte Baustopp. Die Fördermittel waren erschöpft, neue noch nicht vergeben. Der Abschnitt bis zur Biegung der Grünstraße Richtung August-Bebel-Straße, dessen Pflaster bereits entfernt und der bereits ausgeschachtet war, wurde provisorisch befestigt und für die Anwohner befahrbar gemacht.

Bild 5
Bild 6

Auch bei den Straßenausschachtungsarbeiten am Kleinen Markt waren die Archäologen fündig geworden. Es wurden Reste eines aus dem Mittelalter (ca.1350) stammenden Hauses entdeckt. Das Schwungrad eines Spinnrades sowie aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit stammende Keramikscherben und Feuersteingeräte wurden hier ebenfalls gefunden.

Die dritte Bauphase wurde am 10.04.2007 angegangen. Im restlichen Teil der Grünstraße bis zur Einmündung Aug.-Bebel-Straße und in „Hellwigs Winkel“ wurde das Pflaster entfernt und mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen (Bild 7). Auf der geraden Strecke Richtung August-Bebel-Straße entdeckten die Archäologen einen Knüppeldamm und ebenfalls Reste eines Hauses. In diesem Abschnitt bereitet der lehmige Untergrund bei dem regenreichen Wetter der letzten Zeit den Bauarbeitern doch Schwierigkeiten.

Bild 7
Bild 8

Wie sich doch die Bilder gleichen: vor siebzig Jahren wurde die Grünstraße ebenfalls in drei Bauabschnitten „umgepflastert“. In der Biesenthaler Zeitung vom 14. November 1936 steht nachfolgendes geschrieben: „Für Ausbesserungsarbeiten des Straßenpflasters in der Stadt sind im Haushaltsplan für 1936 10.000 Reichsmark zur Verfügung gestellt worden. Mit diesen Mitteln sind im Monat Oktober die Bürgersteige am Marktplatz, in der Königstraße (August-Bebel-Straße) neu mit Mosaikpflaster belegt worden. Außerdem ist ein Teil der Grünstraße zwischen Berliner und Kurze Straße umgepflastert worden. Die übrigen Teile der Grünstraße, deren Dammpflaster sich in einem sehr schlechten Zustand befindet, werden in den Jahren 1937 und 1938 gepflastert werden“. Diese Arbeiten erfolgten wie die Jetzigen der Jahre 2005 - 2007 in drei Bauphasen. Weitere fünfundzwanzig Jahre früher ist die Grünstraße schon einmal umgepflastert worden, wie die Beschriftung einer Postkarte vom Juni 1913 belegt (Bild 8). Aber auch diese Bauarbeiten in der Grünstraße waren nicht die ersten. In alten Chroniken steht schon geschrieben, dass nach dem großen Stadtbrand von 1756 mit den Steinen der Trümmerreste die Straßen der Stadt gepflastert worden waren. Aber ca. hundert Jahre später wurden wieder Pflasterarbeiten in der Stadt ausgeführt. So nimmt der Straßenbau ein besonderes Kapitel in der Geschichte der Stadt ein.

21.05.2007
Text und Fotos: Gertrud Poppe, Ortschronistin