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19.07.2023

Biesenthal beschließt Waldumbau

Die Stadt Biesenthal führte 2021-2022 einen breit angelegten Beratungsprozess zur Zukunft des Stadtwaldes durch; Herzstück hierbei war ein „Bürgerrat“. Daran anknüpfend traf die Biesenthaler Stadtverordnetenversammlung (SVV) am 6. Juli 2023 nun eine offizielle Entscheidung. Ein weitreichendes neues Waldkonzept wurde beschlossen.

Foto: C. Vogel

Das Konzept gibt recht konkrete Eckpunkte für die zukünftige Entwicklung des Stadtwaldes vor. Der Schwerpunkt liegt auf den Waldfunktionen Wasserschutz, Wirtschaftlichkeit und Naturschutz. Geplant ist im Kern ein Umbau des derzeit fast nur aus Kiefern bestehenden Stadtwaldes hin zu einem deutlich widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Mischwald mit gemischterer Altersstruktur. Ein solcher Wald kann Risiken wie Schädlingsbefall, Waldbrand oder klimawandelbedingten Dürren besser trotzen. Diese Zielvorgabe erfordert baldige Maßnahmen, wenngleich der Umbau auf Jahrzehnte hinaus angelegt ist. Überdies sind u.a. eine Ausweitung von Naturschutzmaßnahmen vorgesehen sowie eine verbesserte Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Bewohnern rund um das Thema Wald.

Eine weitere Errungenschaft des Beteiligungsprozesses ist der neu eingerichtete SVV-Waldbeirat. Dieser wird im Herbst beim „zweiten Gemeindegipfel“ allen am Prozess beteiligten Akteuren das neue Konzept erläutern und zur Diskussion stellen. Die Umsetzungsphase wird ein weiteres zentrales Thema sein. Denn Konzepte nützen wenig ohne praktische Verwirklichung, und einige Detailfragen harren durchaus noch der Klärung – allen voran die Neugestaltung der Jagdstrategie, wenn kommendes Jahr die bestehenden Jagdpachtverträge auslaufen.

Ursprünglich versprach die SVV einen solchen zweiten Gemeindegipfel, um etwaige Abweichungen ihres Beschlusses von den Empfehlungen aus dem vorangegangenen Beteiligungsprozess mit den Akteuren offen ausdiskutieren zu können. Umso bemerkenswerter ist, dass das nun von den Stadtverordneten – einstimmig bei nur einer Enthaltung – beschlossene Waldkonzept tatsächlich stark übereinstimmt mit den Empfehlungen aus dem Beteiligungsprozess.

Der einhellige, fraktionenübergreifende Entscheid der Stadt gründet auf einer einjährigen gemeinsamen Suche nach den besten Handlungsoptionen für den Stadtwald – informiert durch vielfältige wissenschaftliche und lokale Sichtweisen.

Prof. Dr. Martin Kowarsch, der am Mercator-Institut (MCC) in Berlin forscht und der den Biesenthaler Beteiligungsprozess geleitet hatte, sieht darin einen großen Erfolg: „Dieser Prozess hat eindrucksvoll gezeigt, dass es keine bloße Utopie ist, in einem respektvollen wechselseitigen Lernprozess gemeinsam zu tragfähigen Lösungen zu kommen, trotz unterschiedlicher Wertvorstellungen und Sorgen. Dass sich die Akteure auf dieses Wagnis eines ergebnisoffenen politischen Lernprozesses eingelassen haben, kommt nicht nur dem Wald als Schatz für viele Generationen zugute. Es dient auch als Vorbild für unser demokratisches Miteinander.“